Das Nitital und die Bhotias

Die etwas andere Art Land und Leute kennenzulernen!

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Der Hintergrund

Das Niti Tal war über viele Jahrhunderte hinweg einer der Wege, um in das benachbarte Tibet zu gelangen. Ob nun für Reisende, Forscher, hinduistische Pilger auf dem Weg zum nicht einmal 200 km Luftlinie entfernten Berg Kailash oder für die einheimischen Marchas und Tolchas, die auch als Bhotia bezeichnet werden. Bei den Bhotias drehten sich die Wirtschaftstätigkeiten seit Menschen Gedenken um den Transhimalaja Handel. Salz, Schafe, Ziegen, Pferde, Yakschwänze, Borax, usw. wurden importiert und Getreide, Reis, Zucker, Gewürze, Kleidung etc. exportiert. Doch der indisch-chinesische Krieg beendete den Handel im Jahre 1962. Wenige Jahre später erhielten die Jadhs, Tolchas und Marchas, Shaukas und Jauharis, den von der indischen Regierung verliehenen Status eines „Registrierten Stammes" und firmieren unter dem gemeinsamen Namen Bhotia. Jedoch leben sie in sieben verschiedenen Tälern in Uttarakhand, und infolge der naturräumlichen Trennungen und der respektiven eigenen Geschichte dieser Talschaften entwickelten sich jeweilige Besonderheiten im kulturellen Bereich.


Der Berg

Der im Jahr 1936 erstmalig bestiegene Nanda Devi, mit 7817m zweithöchster Berg Indiens, hatte nicht nur eine herausragende Bedeutung unter Bergsteigern und Trekkern, sondern auch für die Bhotias. Insbesondere für die Bewohner von Lata waren die Bergtouristen eine neue Einkommensquelle, als im Jahr 1974 das Kletterverbot des Berges aufgehoben wurde, war doch meistens Lata der Ausgangsort, um zum Basecamp zu gelangen. Doch ein rücksichtsloser Bergtourismus führte zur Schließung des Schutzgebietes im Jahr 1982 und fortan wurde das Gebiet

als Nationalpark ausgewiesen, indem jeder Zugang durch Menschen fortan verboten war. Diese Entscheidung der Regierung führte sowohl zu einer rapiden Reduzierung des Tourismus in der Region als auch dem Ende traditioneller Nutzungsweisen. Ob Sammeltätigkeiten der Einheimischen oder das Grasen von Ziegen und Schafen waren fortan im Gebiet des Nationalparks nicht mehr länger erlaubt. Es war sechs Jahre später als der Nationalpark zur Kernzone des neuen und größeren Biosphärenreservats „Nanda Devi Biosphäre Reserve" (NDBR) erklärt wurde. Im Jahr 1992 wurde das NDBR von der UNESCO als „World Heritage Site" erklärt.

 

Die Chipko Bewegung

Nach dem Ende des Tibethandels war dies nun der zweite Einschnitt innerhalb kurzer Zeit. Trotzdem wollen es viele Einheimischen nicht mehr länger dabei lassen, nur passiv auf diese Situation zu reagieren. Schon einmal haben die Einheimischen bewiesen, dass sie um das Recht und die Verantwortung ihrer Heimat gegenüber zu kämpfen bereit sind. Damals im Jahr 1974 hat sich die lokale Bevölkerung einen Namen gemacht, als sie sich eindrucksvoll gegen die hemmungslose kommerzielle Waldabholzung zur Wehr setzte. Die lokale Chipko Bewegung war geboren und Gaura Devi, eine einfache Frau aus Lata stammend und in Reni lebend, hatte Geschichte geschrieben!

 

Die "Nanda Devi EcoTourism Campaign"

In einem Workshop im Jahr 2001, an dem die einheimische Bevölkerung als auch NGO Vertreter teilniemen, wurde eine Erklärung verabschiedet, um die mit dem Konzept des Dorftourismus („community based tourism") verbundenen Vorstellungen auszudrücken. Denn aus der Sicht der einheimischen Bevölkerung bestehen starke Zweifel, ob der klassische Tourismus überhaupt gewillt ist, die Interessen der Einheimischen mit einzubeziehen. Deshalb verlangen sie Mitspracherechte und Gestaltungsräume, um sowohl dem Prinzip der Nachhaltigkeit als auch dem Prinzip der Selbstverantwortung gerecht zu werden. Denn Bevormundung und Entrechtung durch Dritte sind wohl kaum geeignete Instrumente den Rechten und Pflichten gegenüber nachfolgenden Generationen oder der Erhaltung der Naturvielfalt Rechnung zu tragen!
Dan Singh Rana, der frühere Dorfvorsteher von Lata, und Sunil Kainthola von der NGO Janadhar und andere Unterstützer der Bewegung versuchen mit ihrem intensiven Engagement durch verschiedene Aktivitäten die Ziele der Bewegung zu erreichen. Dazu gehört auch ein profunde Ausbildung von einheimischen Jugendlichen zu Guides und andere Aktivitäten, die auf qualitative Aspekte des touristischen Dienstleistungsbereichs abzielen.

 

Natkul und „Community based Tourism"

Ralf Griesbaum, der Gründer von  Natkul – Himalaya Tours war schon bei dem besagten Workshop Teilnehmer und hat sich seither in unterschiedlicher Weise für diese Bewegung engagiert. Viele Besuche und Wanderungen, auch mit eigener Familie, Familienmitgliedern und Freunden, verstärkten die Beziehung zu den Dorfbewohnern von Lata und zu vielen anderen Menschen im gesamten Niti Tal.
In Zusammenarbeit mit den Vertretern der „Nanda Devi Eco Tourism" Bewegung des Niti Tales wollen wir den interessierten Touristen ein etwas anderes Erlebnis bieten. Wer intensivere Erfahrungen mit der Natur und der Kultur einer Bergregion machen will, dem bietet sich hier eine Möglichkeit:

Durch ein mehrtägiges Verweilen in einem oder mehreren Dörfern wird der Besucher das Leben der Einheimischen nicht mehr länger aus einer „Fotoapparat Perspektive" erleben, sondern wird als Gast von seinen Gastgebern empfangen. Diese Bergregion bietet die Chance, aus einer Vielzahl von Wanderpfaden mit unterschiedlicher Länge und Schwierigkeiten, die geeigneten auszuwählen und falls gewollt zu kombinieren. Einzelne Personen werden nicht nur als Guide, Koch oder Träger wahrgenommen, weil sie eben aus dem Dorf stammen könnten, in dem man für eine Zeit lang verweilt. Vielmehr wird man mehr über Lebensverhältnisse direkt erfahren und sich damit auseinandersetzen müssen. Ein Besuch des Niti Tales ermöglicht auch den Besuch von Badrinath, dem heiligsten hinduistischen Pilgerort im Himalaya. Noch nicht einmal zwei Kilometer vom über 3000m hoch gelegenen Badrinath entfernt, liegt Mana, auch ein von den Marchas bewohntes Dorf, dessen Bewohner früher den Transhimalaja Handel betrieb.

Besucher die gerne Andenken mit nach Hause nehmen wollen, haben unmittelbar die Gelegenheit, die traditionell von den Bhotia in Handarbeit hergestellte geknüpfte Teppiche, gewebte Wolldecken, usw. zu erwerben.

- Ob Sie nun wandern, vom Nanda Devi Tempel in Lata in Richtung Kuari Pass schauen, den Schäfern auf ihren Sommerweiden begegnen, das Dorf Gamsali besuchen, bei Hochzeiten als Gast empfangen werden,....Alle diese Erfahrungen werden wohl ein an Facetten reiches Bild von einer regionalen Bergkultur entstehen lassen und zu einem tieferen Verständnis von sich selbst und den Menschen dieser Region führen.

 

Wichtig:

Wer an einem Besuch interessiert ist sollte mit Natkul zusammen die Details des Aufenthaltes klären. Dabei sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen:

- Vor allem der zeitliche Rahmen ist hierbei von Bedeutung. Also wie lange soll der Aufenthalt dauern und was kann unternommen werden.
- Wer während der Monsunzeit ein Besuch erwägt, sollte sich bewusst sein, dass wegen des Regens immer wieder Erdrutsche ausgelöst werden, und es folglich zu unterschiedlichen Beeinträchtigungen führen kann. Wer sich einen wolkenlosen blauen Himmel wünscht der sollte die Monate Juli und August, die Hauptregenzeit also, eher meiden!
- Welche Sprache hat die Reiseleitung? Der für Sie zuständige einheimische Guide spricht kein Deutsch! Es wird i.d.R. lediglich ein Englisch sprechender Guide zur Verfügung stehen, der Sie während des Aufenthaltes betreut. Für eine deutsch sprechende Reiseleitung könnte nach Absprache Ralf Griesbaum oder ein deutschsprachiger Inder zur Verfügung stehen.